Ev.-luth. Kirchengemeinde Preetz

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Gruß zum Sonntag -

Gruß zum 1. Sonntag nach Epiphanias am 12.01.2025
von Pastorin Karopka

 

Liebe Gemeinde,

"Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein Riesensprung für die Menschheit." Das waren am 21. Juli 1969 Armstrongs Worte, als er aus der Mondfähre „Eagle“ auf den Planeten Mond hinabstieg. Die Apollo-11 - Mission war am Ziel. So jedenfalls klingt die legendäre Überlieferung. Ob er es nun 100 % ig so gesagt hat oder nicht, ist am Ende egal. Denn Armstrong hat zusammen gefasst, was wir selbst nicht in dieser Größenordnung, aber doch sehr oft im Leben erleben: Ein Wort, ein Schritt, ein Moment kann alles verändern. Der erste Schultag, das „Ja“ zu unserer Hochzeit, die Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag oder das Abholen des 1. Rentenbescheids. Immer wieder sind es kleine Schritte, die zu großen Veränderungen führen können. Und immer ist es gut, wenn uns Menschen dabei Mut zusprechen, wenn wir als Christen Gottes Beistand spüren durften und dürfen. Beides – Zuspruch und Gottes Beistand - brauchten auch die Menschen, die lange vor uns sich den Herausforderungen des Lebens stellen mussten. Am heutigen Sonntag lesen wir solche biblischen Zeilen, in denen Josua diesen Zuspruch brauchte, bevor er den nächsten Schritt gehen konnte. Schließlich trug er nicht nur für sich alleine die Verantwortung, sondern für all die, zu deren Anführer er bestimmt worden war - für das Volk Israel.

Der Predigttext, der für den heutigen Sonntag ausgewählt ist, führt uns gedanklich an den Jordan. Vierzig Jahre, nachdem Gott die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten geführt hat, steht das Volk Israel am Ufer dieses Flusses.  Feuerschein und Wolke waren so lange ihr Wegweiser durch die Wüste gewesen. Die Hoffnung auf ein eigenes Land, in dem sie in Frieden und Freiheit leben könnten, hatte sie getragen. Nun endlich haben sie es vor Augen. Kundschafter haben sich heimlich herübergewagt und können Näheres erzählen. Viele sind bei der bisherigen Wanderung durch die Wüste in den 40 Jahren verstorben. Jetzt lagert eine neue Generation am Wasser. Sie kennen das Wunder der Teilung des Schilfmeeres nur aus den Erzählungen der Alten.

Und nun? Der nächste Schritt steht unmittelbar bevor. So wird er uns im 3. Kapitel des Buches Josua in den Versen 5-11 und 17 beschrieben (revidierte Lutherübersetzung):

Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun. Und Josua sprach zu den Priestern: Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her! Da hoben sie die Bundeslade auf und gingen vor dem Volk her. Und der HERR sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein. Und du gebiete den Priestern, die die Bundeslade tragen, und sprich: Wenn ihr an das Wasser des Jordans herankommt, so bleibt im Jordan stehen. Und Josua sprach zu den Israeliten: Herzu! Hört die Worte des HERRN, eures Gottes! Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter: Siehe, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde wird vor euch hergehen in den Jordan. Und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.  

Anders als zu unserer Zeit, in der so vieles in Tagebüchern oder auf Fotos festgehalten wird, hat damals niemand am Ufer des Jordans gestanden und wortgenau die Ereignisse notiert. Von Generation zu Generation wurden sie weitererzählt. Erst Jahrhunderte später wurde aufgeschrieben, was wir heute im biblischen Buch Josua lesen. Dabei war den Redakteuren bei der Zusammenstellung der überlieferten Geschichten und Quellen die Deutung wichtig: Gott selbst schenkt das Land, weil er es versprochen hat. Dass die Landnahme durch die einen eine Vertreibung und Flucht der anderen zur Folge hat, ist für uns heute ein schwieriges Wissen, lässt viele Fragen aufkommen. Aber die Geschichte damals wurde aus den Augen der Israeliten erzählt und geschrieben, die Gott an ihrer Seite sahen.

Und aus damaliger Deutung sollte das Wunder im Vordergrund stehen: Ein neuer Abschnitt der Geschichte Israels kann beginnen, weil Gott selbst sein Wort hält. Das wird anschaulich demonstriert und dem Volk am Jordan vor Augen geführt:

Zunächst bekommen sie den Auftrag, sich auf den Übergang in das neue Leben vorzubereiten. Wie am Berg Sinai, sollen sie sich durch zeremonielle Waschungen heiligen, damit sie für die Begegnung mit Gott bereit sind: Heiligt euch! D.h. Macht euch bereit. 

Zum anderen bekommen die Priester den Befehl, die Bundeslade voranzutragen: Dieser kostbare Kasten aus Akazienholz, mit Gold überzogen und mit Engelstatuen als Thronwächtern an allen Ecken ausgestattet, war ein mythischer Kultgegenstand des Volkes Israel. Die Bundeslade symbolisierte als sichtbares Zeichen die Gegenwart Gottes und deutete auf den Bund, den Gott mit uns Menschen eingegangen ist. Laut biblischer Überlieferung waren darin die Zehn Gebote aufbewahrt, von denen das erste mit der Erinnerung an den Auszug beginnt: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft.“ (5. Mose 5,6) Die Worte, die Mose auf dem Sinai erhalten hat, sollen  - in der Bundeslade getragen – vorangehen. Das Wertvollste, was die Israeliten haben, soll beim Zug durch den Jordan am Anfang stehen. Die von den Priestern getragene Gegenwart Gottes wird den Fluss für die Zeit des Durchzugs trockenlegen. Ein neuer Abschnitt der Geschichte Israels kann beginnen, weil Gott selbst mitten unter ihnen ist und sein Wort hält.

Jahrhunderte später steht ein anderer am Ufer des Jordan und wird im Wasser untertauchen. Jesus selbst wollte dort von Johannes getauft werden. Dabei tat sich der Himmel auf und Jesus sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Am Jordan begann damit für Jesus ein neuer Lebensabschnitt, denn die Szene markiert am Anfang der Evangelien den Beginn seines öffentlichen Auftretens. In ihm sollten Wille und Wort Gottes für uns Menschen buchstäblich Hand und Fuß bekommen. Für viele, die ihm begegneten, mit ihm aßen und tranken, mit ihm redeten und ihm zuhörten, begann dann ebenfalls ein neuer Lebensabschnitt. Sie waren befreit von dem, was sie bisher belastet hatte. Sie fühlten sich auf eine eigene Weise verstanden, aber waren auch herausgefordert, nach seinen Worten zu leben.

Josua und die vielen Israeliten sind mit dem Beistand Gottes in eine neue Welt gezogen. Wunderbare weitere ermutigende Worte aus dem Josuabuch machen das ebenfalls deutlich, z.B. Sei getrost und unverzagt. … Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst. (Josua 1,9)   

Und wir? Auch wir dürfen mit Gottes Beistand, den er uns in Jesus Christus ganz menschlich nahe gebracht hat, durchs Leben ziehen. Führen uns die Schritte nun in eine neue Arbeitsstelle, in ein neues Haus, zu einer uns unbekannten Tür oder zu einem Versöhnungsversuch. Wenn wir in Gottes Sinne gehen, ist seine Begleitung gewiss. Manchmal ist es ein kleiner Schritt für uns, aber trotzdem ein Riesensprung im eigenen Leben. Amen.

 

P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!

 


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