Grußwort-Archiv
Gruß zum 3. Sonntag nach Epiphanias am 26.01.2025
Gruß zum 2. Sonntag nach Epiphanias am 19.01.2025
Gruß zum 1. Sonntag nach Epiphanias am 12.01.2025
Gruß zum 2. Sonntag nach dem Christfest, 05.01.2025
Gruß zum 1. Sonntag nach dem Christfest am 29.12.2024
Gruß zum 4. Advent am 22. Dezember 2024
Gruß zum 3. Advent am 15. Dezember 20204
Gruß zum 2. Advent am 08.Dezember 2024
Gruß zum 1. Advent am 01.Dezember 2024
Gruß zum 3. Sonntag nach Epiphanias am 26.01.2025
von Pastorin Parra
Liebe Gemeinde,
Eine karge Berglandschaft, vor ihnen ein paar niedrige Steinhütten, sonst nur eigentlich nur Schotter und Steine. Sie sind auf der Durchreise. Hier wohnen Samariter. Die Samariter beten den gleichen Gott an wie Jesus und seine Freunde, aber auf andere Weise. Sie haben auch einen eigenen Tempel und kommen deshalb nicht nach Jerusalem. Man geht sich lieber aus dem Weg. Aber es ist Mittag und die Sonne brennt vom Himmel. Jesus und seine Freunde haben Hunger und Durst. Einer sagt: Wollen wir hier nicht fragen, ob wir etwas zu Essen kaufen können?“ „Aber du weißt doch, das sind Samariter. Ach was solls, ich habe Hunger, lass uns gehen. Kommst Du mit, Jesus?“ „Nein, geht ihr nur. Ich warte hier bei dem Brunnen. Ich bin müde und muss nachdenken.“
Auf einmal ist es ganz still. Die Sonne brennt immer noch vom wolkenlosen Himmel. Jesus hat Durst, aber er kommt nicht an das Wasser, das ihm aus der Tiefe entgegenglitzert. Frisches Quellwasser sprudelt dort unten aus dem Felsgrund hervor und füllt leise gluckernd den dunklen, kühlen Brunnenschacht. Jesus sehnt sich nach dem frischen Geschmack auf der Zunge und dem kühlen Nass, das die Kehle hinabrinnt. Sein Mund ist ganz ausgetrocknet. Er sehnt sich nach einem Menschen, der vorbeikommt und für ihn Wasser schöpft, nach ein paar guten Worten mitten in der einsamen, fremden Mittagshitze.
Immer wieder, so denkt er, brauchen wir Menschen das: Ein kühles Getränk, Jemand, der uns hilft und für uns da ist. Immer wieder sehnen wir uns: Nach einem sicheren Ort, wo wir uns zu Hause fühlen und geliebt sind. Wo wir frei sind von allem, was uns den Weg zum Lebendigen Wasser versperrt. Von allen Grenzen.
Immer wieder, so ist der Kreislauf des Lebens. Aber einmal werden wir dort ankommen, wo aller Durst, alle Sehnsucht gestillt ist. Einmal werden wir nicht mehr getrennt sein: Juden, Samariter, Männer, Frauen, Arme, Reiche, alle vereint an der Quelle des lebendigen Wassers, die nie versiegt.
Ja, einmal! Und jetzt? Jesus weiß und spürt: Auch jetzt ist sie schon da, diese Quelle. Auch jetzt, während er so durstig am Brunnen sitzt. Gott mitten in der Welt. Dazu ist er Mensch bei den Menschen, dass er davon erzählt. Dass er das Lebendige Wasser schon jetzt austeilt und es in den Menschen zu einer Quelle wird, die in das ewige Leben quillt.
Er hat die Frau gar nicht kommen gehört, so tief war er in seine Gedanken versunken. Da steht sie nun vor ihm. Sie hält gebührenden Abstand, denn sie sieht gleich, dass er nicht nur ein Mann ist, sondern auch ein Jude. Aber sie muss ja an den Brunnen, um Wasser zu holen.
„Gib mir zu trinken“, spricht Jesus sie an. Vorsichtig hakt sie nach: „Du bist ein Jude, ich eine Samariterin. Wie kannst du mich um etwas zu trinken bitten?“ Und Jesus erzählt von dem Schatz, der in ihm ist. Erzählt vom Lebendigen Wasser, das Gott den Menschen schenkt.
Die Frau versteht nicht. Und wer will es ihr verübeln. Schließlich ist sie doch die, die das Schöpfgefäß in der Hand hält. Was hat dieser Fremde zu bieten? Hält er sich für besser als ihr gemeinsamer Stammvater Jakob, der den Brunnen hier gebaut hat? Darum versucht Jesus es nochmal: Alles, was in dieser Welt geschieht, ist vorläufig. Wieder und wieder muss sie zum Brunnen gehen und Wasser schöpfen. Was Gott schenkt, gilt ein für alle Mal. Das Lebendige Wasser wird eine Quelle in ihr entstehen lassen, die fließt und sprudelt – für immer. Bis ins Ewige Leben. Es wird genug da sein, dass sie allen davon abgeben kann. Dass Grenzen weggespült werden und eine Gemeinschaft entsteht, die trägt.
Und da sagt die Frau: „Gib mir solches Wasser!“
Im Konfirmandenunterricht haben wir uns daran erinnert, wie gut es tut, ein kühles Glas Wasser zu trinken, wenn man wirklich, wirklich durstig ist. Und wie lebendig ein plätschernder Bergbach klingt. Wie froh und zufrieden sein Gluckern machen kann.
Wir haben auch darüber gesprochen, was man außer Essen und Trinken zum Leben braucht und wonach wir uns sehnen. Aber da kamen wir schon an unsere Grenzen. Manches von dem lässt sich gar nicht in Worte fassen. Wir können sagen: Familie, Geborgenheit, Freunde, ein sicheres Zuhause, Gesundheit, Frieden, Freiheit, Glück…
Aber wie fühlt sich diese Sehnsucht genau an. In Elfchen-Gedichten haben die Konfirmanden das Bild des Lebendigen Wassers benutzt, auf ganz verschiedene Weise:
Manche bleiben ganz konkret bei dem, was sie am Wasser dieser Welt schätzen. Bei Erlebnissen in der Natur und dem Wissen, das es ohne Wasser kein Leben gib:
Fenja: Wasser
Eine Flüssigkeit
Aus der Natur
Wichtig für den Körper
Wasser
Simon, Jack und Jan:
Wasser
Lebendiges Wasser
Quellen Wasserstein
Mann trink das Quellwasser
Glücklich
Lena: Blau
Das Wasser
Fließt in Bächen
Ich fühle seine Kälte
Leben
Frieda/Nina/Lene: Wasser
Lebendiges Wasser
Löscht meinen Durst
Macht mich sehr glücklich
Gesundheit
Konstantin: Wasser
Erfrischendes Wasser
Quelle unseres Lebens
Unbeschreiblich erfrischendes Gefühl
Unbeschreiblich
Bei Damons Gedicht sehe ich die beiden Fremden, Jesus und die Samariterin, gemeinsam am Brunnen stehen. Juden und Samariter haben keine Gemeinschaft miteinander? Das Wasser, das sie teilen, bringt sie zusammen:
Wasser
Lebendiges Wasser
Hilft den Menschen
Bringt den Menschen Glück
Gemeinschaft
Wenn ich Linas Gedicht höre, denke ich an einen mächtigen Strom, der eine Landschaft durchzieht ohne Halt vor Grenzen zu machen. Der wegspült, was uns gegeneinander aufbringt und voneinander trennt:
Wasser
Fließt ruhig
Durch Städte, Wälder
Schenkt Leben, reinigt uns
Freiheit
Der Strom strahlt eine tiefe Ruhe aus. Auf ihm kann die Seele sich tragen und treiben lassen auch über die Grenzen von Zeit und Raum hinweg: Helene schreibt:
Wasser
Ewige Freiheit
Trägt unsere Seele
Bis in die Unendlichkeit
Friede
Bei Helen ist der Strom selbst zur Ruhe gekommen:
See
Glänzt still
Wie ein Spiegel
Zeigt uns den Frieden
Ruhe
Das Wasserfließt bis ins ewige Leben!
Was sind Ihre Wasser-Gedanken und -gefühle. Wonach sehnst Du Dich? Mit wem wollen Sie das lebendige Wasser teilen?
Ihre und Eure Pastorin Ute Parra
P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!
Gruß zum 2. Sonntag nach Epiphanias am 19. Januar 2025
von Propst Faehling
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn, Jesus Christus. Amen.
Röm 12, 9-16
9 Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. 10 Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. 11 Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. 12 Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. 13 Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft. 14 Segnet, die euch verfolgen; segnet, und verflucht sie nicht. 15 Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden. 16 Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch zu den niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug.
„Haltet euch nicht selbst für klug.“
Es gibt so eine Gruppe von Menschen, liebe Gemeinde, die ist in der Gesellschaft für mein Erleben sehr verbreitet. Und zwar sind das Menschen, die bei jeweiliger Gelegenheit betonen, dass sie ja alles richtig gemacht haben.
Diese Menschen gibt es in der Kirche und in der Politik, die gibt es ortsnah und bundes- und weltpolitisch, die gibt es in Beziehungen und Familien.
Ich weiß gar nicht, was Du willst, ich habe doch alles richtig gemacht. In der Politik finde ich das gerade besonders dramatisch. Zu Recht hat Herr Lindner den Ausstieg aus der Koalition vorbereitet, zu Recht hat der Kanzler ihn entlassen, zu Recht will Friedrich Merz den Aufstieg kleiner Paschas verhindern, zu Recht will Frau Weidel die Windräder niederreißen, zu Recht will Frau Wagenknecht Russland nicht mehr sanktionieren und den Grünen fällt auch noch etwas ein.
Am vergangenen Sonntag hat im ARD Presseclub ein österreichischer Journalist den derzeitigen Wiener Oberbürgermeister zitiert, der nichts beteuerte, was er zu Recht gemacht hatte, sondern stattdessen den Menschen und sogar den politischen Gegnern zugehört hatte, und daraufhin das, was er für berechtigte Kritik an seiner Politik wahrnahm, in Veränderungen umgesetzt hat. Das Ergebnis war eine große Zufriedenheit in der Stadt.
Denn, wer sind wir denn, dass wir nicht immer noch anderen zuhören und von ihnen lernen müssten; und übrigens vielleicht am ehesten von unseren Widersachern, Gegnern, Streitbeteiligten; mehr oft, als von denen jedenfalls, die sowieso unserer Meinung sind oder uns gar nach dem Mund reden.
Und wer sind denn unsere Führenden, dass sie meinen, 20 bis 30% der wählenden Bevölkerung mit ihrer Meinung in die Ecke stellen zu können nach dem Motto, wir sind die Klügeren.
Ja, selbst wenn, hört doch den vermeintlich Unklugen zu und zwar möglichst so lange, bis ihr sie verstanden habt und dann noch einmal so lange redet mit ihnen, bis sie euch verstehen.
Nur damit das klar ist – ich habe das schon öfter gesagt: Ums Zuhören und Verstehen geht es mir, nicht um Verständnis haben oder gar in laxer Art tolerieren.
Und damit auch das klar ist: Die AfD ist für mich eine absolut unwählbare Partei. Wir dürfen nicht zulassen, dass Antisemitismus, Menschenverachtung und ein absolut crudes Welt- und Wertebild in unserem Land an die Macht kommt. Aber die Menschen, die diesen Rattenfängern nachlaufen, die will ich doch nicht aufgeben. Denen will ich nachlaufen, sie hören, sie überzeugen, sie zurückgewinnen. Und das noch nicht einmal aus politischen Erwägungen, um der Macht willen, sondern von dem her, was immer so leicht als christliches Menschenbild behauptet wird.
Christliches Menschenbild ist gar nicht leicht, aber es ist wichtig. Und übrigens, wie wir an diesem Text sehen können, christliches Menschenbild geht nicht davon aus, dass wir Christinnen immer alles richtig machen.
Christliches Menschenbild gründet sich auf Texte wie den von Paulus, der heute unser Predigttext ist.
Eure Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. Einer komme dem anderen in Ehrerbietung zuvor. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Übt Gastfreundschaft. Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden.
Und!
Haltet euch nicht selbst für klug.
Gott hat eine unverbrüchliche Liebesbeziehung zu jedem Menschen – auch zu den Verlorenen, den Verbockten, den Fehlerbehafteten, zu allen.
Das ist keine süße Liebe, die die Fehler zudeckt.
Das ist eine unverlierbare Liebe, die niemanden aufgibt.
Und vor allem ist es eine Liebe, die nicht besserwisserisch ist.
Es ist in alledem eine mühsame, eine herausfordernde Liebe. Sie liebt nicht, was und wo es leicht ist, sondern sie liebt bis in die Abgründe und in das Schreckliche.
Und für Abgründe und Schreckliches brauche wir gar nicht nur in den politischen Verhältnissen zu suchen. Da finden wir schon genug im Zwischenmenschlichen. Was geschieht nicht alles z.B. in Beziehungen und Familien, weil dort Menschen mit ihren eigenen oft komplizierten Vorgeschichten auf die stoßen, denen ebenfalls Schweres widerfahren ist. Wie oft zerstreiten sich Paare und Familien und Generationen, die eigentlich in Liebe verbunden waren und vielleicht noch sind, weil sie sich an der Vorderseite, am Sichtbaren ihrer Persönlichkeit mit Dingen begegnen, die unerträglich sind.
Wir bilden im Leben Masken aus, Fassaden. Und wenn wir uns dann an unseren jeweiligen Fassaden begegnen, reagieren wir darauf, als stünden wir dem wirklichen Menschen gegenüber.
Auf einen mürrischen Menschen z.B. reagieren wir, als sei er wirklich mürrisch. Wir versuchen oft gar nicht zu verstehen, was ihn grundsätzlich oder auch nur gerade jetzt zu einem Mürrischen geformt hat.
Noch einmal: Verstehen heißt nicht Verständnis haben. Ich muss seine Mürrischkeit nicht weglachen, oder immer ertragen. Aber vielleicht könnte ich fragen: … und was hat dich so mürrisch gemacht?
Ebenso geht es uns oft mit den Wütenden, Streitenden, Vorwerfenden. Wir reagieren schnell auf Wut, Streit und Vorwurf und fragen nicht, ob wir überhaupt richtig verstanden haben, fragen nicht nach dem Herkommen von Zorn, Streitlust und Schuldzuweisung. Wie oft aber gäbe es viel zu erfahren und zu verstehen.
Einer komme dem anderen in Ehrerbietung zuvor.
Ich glaube, Paulus spricht von einer Haltung, die mein Gegenüber nicht in Ecken stellt oder auf seine und ihre Fassaden reagiert. Paulus fordert mehr als nur Höflichkeit. Mit Tür aufhalten und Koffertragen und in den Mantel helfen ist es nicht getan.
Stattdessen braucht es Geduld, Interesse am Anderen und die Bereitschaft auch die für möglicherweise klug zu halten, deren Auftreten nervt, deren Meinung zunächst unmöglich vorkommt und deren Anwesenheit uns stört und hindert.
Folgen wir den Ideen des Paulus werden wir keine meinungslosen Weichspüler, keine allesliebenden Gutmenschen. Stattdessen werden wir tiefgründige, empathische und liebevoll am Gegenüber Interessierte, die das Motiv antreibt, die Herausforderungen des Lebens mit möglichst vielen anderen gemeinsam zu lösen. Und gemeinsam ist hier wiederum auch nicht als Inbegriff von Harmonie gemeint. Ich würde es eher Schwarmintelligenz nennen. Ich bin jedenfalls nie so klug, als das ich nicht von anderen noch lernen könnte.
Wer weiß, was geschieht, wenn wir das wie eine liebevolle – ein letztes Mal zitiere ich Paulus – Einladung in uns tragen.
Und dabei vor allem selbst zuhören.
Haltet euch nicht selbst für klug.
Amen.
P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!
Gruß zum 1. Sonntag nach Epiphanias am 12.01.2025
von Pastorin Karopka
Liebe Gemeinde,
"Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein Riesensprung für die Menschheit." Das waren am 21. Juli 1969 Armstrongs Worte, als er aus der Mondfähre „Eagle“ auf den Planeten Mond hinabstieg. Die Apollo-11 - Mission war am Ziel. So jedenfalls klingt die legendäre Überlieferung. Ob er es nun 100 % ig so gesagt hat oder nicht, ist am Ende egal. Denn Armstrong hat zusammen gefasst, was wir selbst nicht in dieser Größenordnung, aber doch sehr oft im Leben erleben: Ein Wort, ein Schritt, ein Moment kann alles verändern. Der erste Schultag, das „Ja“ zu unserer Hochzeit, die Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag oder das Abholen des 1. Rentenbescheids. Immer wieder sind es kleine Schritte, die zu großen Veränderungen führen können. Und immer ist es gut, wenn uns Menschen dabei Mut zusprechen, wenn wir als Christen Gottes Beistand spüren durften und dürfen. Beides – Zuspruch und Gottes Beistand - brauchten auch die Menschen, die lange vor uns sich den Herausforderungen des Lebens stellen mussten. Am heutigen Sonntag lesen wir solche biblischen Zeilen, in denen Josua diesen Zuspruch brauchte, bevor er den nächsten Schritt gehen konnte. Schließlich trug er nicht nur für sich alleine die Verantwortung, sondern für all die, zu deren Anführer er bestimmt worden war - für das Volk Israel.
Der Predigttext, der für den heutigen Sonntag ausgewählt ist, führt uns gedanklich an den Jordan. Vierzig Jahre, nachdem Gott die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten geführt hat, steht das Volk Israel am Ufer dieses Flusses. Feuerschein und Wolke waren so lange ihr Wegweiser durch die Wüste gewesen. Die Hoffnung auf ein eigenes Land, in dem sie in Frieden und Freiheit leben könnten, hatte sie getragen. Nun endlich haben sie es vor Augen. Kundschafter haben sich heimlich herübergewagt und können Näheres erzählen. Viele sind bei der bisherigen Wanderung durch die Wüste in den 40 Jahren verstorben. Jetzt lagert eine neue Generation am Wasser. Sie kennen das Wunder der Teilung des Schilfmeeres nur aus den Erzählungen der Alten.
Und nun? Der nächste Schritt steht unmittelbar bevor. So wird er uns im 3. Kapitel des Buches Josua in den Versen 5-11 und 17 beschrieben (revidierte Lutherübersetzung):
Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun. Und Josua sprach zu den Priestern: Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her! Da hoben sie die Bundeslade auf und gingen vor dem Volk her. Und der HERR sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein. Und du gebiete den Priestern, die die Bundeslade tragen, und sprich: Wenn ihr an das Wasser des Jordans herankommt, so bleibt im Jordan stehen. Und Josua sprach zu den Israeliten: Herzu! Hört die Worte des HERRN, eures Gottes! Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter: Siehe, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde wird vor euch hergehen in den Jordan. Und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.
Anders als zu unserer Zeit, in der so vieles in Tagebüchern oder auf Fotos festgehalten wird, hat damals niemand am Ufer des Jordans gestanden und wortgenau die Ereignisse notiert. Von Generation zu Generation wurden sie weitererzählt. Erst Jahrhunderte später wurde aufgeschrieben, was wir heute im biblischen Buch Josua lesen. Dabei war den Redakteuren bei der Zusammenstellung der überlieferten Geschichten und Quellen die Deutung wichtig: Gott selbst schenkt das Land, weil er es versprochen hat. Dass die Landnahme durch die einen eine Vertreibung und Flucht der anderen zur Folge hat, ist für uns heute ein schwieriges Wissen, lässt viele Fragen aufkommen. Aber die Geschichte damals wurde aus den Augen der Israeliten erzählt und geschrieben, die Gott an ihrer Seite sahen.
Und aus damaliger Deutung sollte das Wunder im Vordergrund stehen: Ein neuer Abschnitt der Geschichte Israels kann beginnen, weil Gott selbst sein Wort hält. Das wird anschaulich demonstriert und dem Volk am Jordan vor Augen geführt:
Zunächst bekommen sie den Auftrag, sich auf den Übergang in das neue Leben vorzubereiten. Wie am Berg Sinai, sollen sie sich durch zeremonielle Waschungen heiligen, damit sie für die Begegnung mit Gott bereit sind: Heiligt euch! D.h. Macht euch bereit.
Zum anderen bekommen die Priester den Befehl, die Bundeslade voranzutragen: Dieser kostbare Kasten aus Akazienholz, mit Gold überzogen und mit Engelstatuen als Thronwächtern an allen Ecken ausgestattet, war ein mythischer Kultgegenstand des Volkes Israel. Die Bundeslade symbolisierte als sichtbares Zeichen die Gegenwart Gottes und deutete auf den Bund, den Gott mit uns Menschen eingegangen ist. Laut biblischer Überlieferung waren darin die Zehn Gebote aufbewahrt, von denen das erste mit der Erinnerung an den Auszug beginnt: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft.“ (5. Mose 5,6) Die Worte, die Mose auf dem Sinai erhalten hat, sollen - in der Bundeslade getragen – vorangehen. Das Wertvollste, was die Israeliten haben, soll beim Zug durch den Jordan am Anfang stehen. Die von den Priestern getragene Gegenwart Gottes wird den Fluss für die Zeit des Durchzugs trockenlegen. Ein neuer Abschnitt der Geschichte Israels kann beginnen, weil Gott selbst mitten unter ihnen ist und sein Wort hält.
Jahrhunderte später steht ein anderer am Ufer des Jordan und wird im Wasser untertauchen. Jesus selbst wollte dort von Johannes getauft werden. Dabei tat sich der Himmel auf und Jesus sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Am Jordan begann damit für Jesus ein neuer Lebensabschnitt, denn die Szene markiert am Anfang der Evangelien den Beginn seines öffentlichen Auftretens. In ihm sollten Wille und Wort Gottes für uns Menschen buchstäblich Hand und Fuß bekommen. Für viele, die ihm begegneten, mit ihm aßen und tranken, mit ihm redeten und ihm zuhörten, begann dann ebenfalls ein neuer Lebensabschnitt. Sie waren befreit von dem, was sie bisher belastet hatte. Sie fühlten sich auf eine eigene Weise verstanden, aber waren auch herausgefordert, nach seinen Worten zu leben.
Josua und die vielen Israeliten sind mit dem Beistand Gottes in eine neue Welt gezogen. Wunderbare weitere ermutigende Worte aus dem Josuabuch machen das ebenfalls deutlich, z.B. Sei getrost und unverzagt. … Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst. (Josua 1,9)
Und wir? Auch wir dürfen mit Gottes Beistand, den er uns in Jesus Christus ganz menschlich nahe gebracht hat, durchs Leben ziehen. Führen uns die Schritte nun in eine neue Arbeitsstelle, in ein neues Haus, zu einer uns unbekannten Tür oder zu einem Versöhnungsversuch. Wenn wir in Gottes Sinne gehen, ist seine Begleitung gewiss. Manchmal ist es ein kleiner Schritt für uns, aber trotzdem ein Riesensprung im eigenen Leben. Amen.
P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!
Gruß zum 1. Sonntag nach Epiphanias am 12.01.2025
von Pastorin Karopka
"Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein Riesensprung für die Menschheit." Das waren am 21. Juli 1969 Armstrongs Worte, als er aus der Mondfähre „Eagle“ auf den Planeten Mond hinabstieg. Die Apollo-11 - Mission war am Ziel. So jedenfalls klingt die legendäre Überlieferung. Ob er es nun 100 % ig so gesagt hat oder nicht, ist am Ende egal. Denn Armstrong hat zusammen gefasst, was wir selbst nicht in dieser Größenordnung, aber doch sehr oft im Leben erleben: Ein Wort, ein Schritt, ein Moment kann alles verändern. Der erste Schultag, das „Ja“ zu unserer Hochzeit, die Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag oder das Abholen des 1. Rentenbescheids. Immer wieder sind es kleine Schritte, die zu großen Veränderungen führen können. Und immer ist es gut, wenn uns Menschen dabei Mut zusprechen, wenn wir als Christen Gottes Beistand spüren durften und dürfen. Beides – Zuspruch und Gottes Beistand - brauchten auch die Menschen, die lange vor uns sich den Herausforderungen des Lebens stellen mussten. Am heutigen Sonntag lesen wir solche biblischen Zeilen, in denen Josua diesen Zuspruch brauchte, bevor er den nächsten Schritt gehen konnte. Schließlich trug er nicht nur für sich alleine die Verantwortung, sondern für all die, zu deren Anführer er bestimmt worden war - für das Volk Israel.
Der Predigttext, der für den heutigen Sonntag ausgewählt ist, führt uns gedanklich an den Jordan. Vierzig Jahre, nachdem Gott die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten geführt hat, steht das Volk Israel am Ufer dieses Flusses. Feuerschein und Wolke waren so lange ihr Wegweiser durch die Wüste gewesen. Die Hoffnung auf ein eigenes Land, in dem sie in Frieden und Freiheit leben könnten, hatte sie getragen. Nun endlich haben sie es vor Augen. Kundschafter haben sich heimlich herübergewagt und können Näheres erzählen. Viele sind bei der bisherigen Wanderung durch die Wüste in den 40 Jahren verstorben. Jetzt lagert eine neue Generation am Wasser. Sie kennen das Wunder der Teilung des Schilfmeeres nur aus den Erzählungen der Alten.
Und nun? Der nächste Schritt steht unmittelbar bevor. So wird er uns im 3. Kapitel des Buches Josua in den Versen 5-11 und 17 beschrieben (revidierte Lutherübersetzung):
Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun. Und Josua sprach zu den Priestern: Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her! Da hoben sie die Bundeslade auf und gingen vor dem Volk her. Und der HERR sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein. Und du gebiete den Priestern, die die Bundeslade tragen, und sprich: Wenn ihr an das Wasser des Jordans herankommt, so bleibt im Jordan stehen. Und Josua sprach zu den Israeliten: Herzu! Hört die Worte des HERRN, eures Gottes! Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter: Siehe, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde wird vor euch hergehen in den Jordan. Und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.
Anders als zu unserer Zeit, in der so vieles in Tagebüchern oder auf Fotos festgehalten wird, hat damals niemand am Ufer des Jordans gestanden und wortgenau die Ereignisse notiert. Von Generation zu Generation wurden sie weitererzählt. Erst Jahrhunderte später wurde aufgeschrieben, was wir heute im biblischen Buch Josua lesen. Dabei war den Redakteuren bei der Zusammenstellung der überlieferten Geschichten und Quellen die Deutung wichtig: Gott selbst schenkt das Land, weil er es versprochen hat. Dass die Landnahme durch die einen eine Vertreibung und Flucht der anderen zur Folge hat, ist für uns heute ein schwieriges Wissen, lässt viele Fragen aufkommen. Aber die Geschichte damals wurde aus den Augen der Israeliten erzählt und geschrieben, die Gott an ihrer Seite sahen.
Und aus damaliger Deutung sollte das Wunder im Vordergrund stehen: Ein neuer Abschnitt der Geschichte Israels kann beginnen, weil Gott selbst sein Wort hält. Das wird anschaulich demonstriert und dem Volk am Jordan vor Augen geführt:
Zunächst bekommen sie den Auftrag, sich auf den Übergang in das neue Leben vorzubereiten. Wie am Berg Sinai, sollen sie sich durch zeremonielle Waschungen heiligen, damit sie für die Begegnung mit Gott bereit sind: Heiligt euch! D.h. Macht euch bereit.
Zum anderen bekommen die Priester den Befehl, die Bundeslade voranzutragen: Dieser kostbare Kasten aus Akazienholz, mit Gold überzogen und mit Engelstatuen als Thronwächtern an allen Ecken ausgestattet, war ein mythischer Kultgegenstand des Volkes Israel. Die Bundeslade symbolisierte als sichtbares Zeichen die Gegenwart Gottes und deutete auf den Bund, den Gott mit uns Menschen eingegangen ist. Laut biblischer Überlieferung waren darin die Zehn Gebote aufbewahrt, von denen das erste mit der Erinnerung an den Auszug beginnt: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft.“ (5. Mose 5,6) Die Worte, die Mose auf dem Sinai erhalten hat, sollen - in der Bundeslade getragen – vorangehen. Das Wertvollste, was die Israeliten haben, soll beim Zug durch den Jordan am Anfang stehen. Die von den Priestern getragene Gegenwart Gottes wird den Fluss für die Zeit des Durchzugs trockenlegen. Ein neuer Abschnitt der Geschichte Israels kann beginnen, weil Gott selbst mitten unter ihnen ist und sein Wort hält.
Jahrhunderte später steht ein anderer am Ufer des Jordan und wird im Wasser untertauchen. Jesus selbst wollte dort von Johannes getauft werden. Dabei tat sich der Himmel auf und Jesus sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Am Jordan begann damit für Jesus ein neuer Lebensabschnitt, denn die Szene markiert am Anfang der Evangelien den Beginn seines öffentlichen Auftretens. In ihm sollten Wille und Wort Gottes für uns Menschen buchstäblich Hand und Fuß bekommen. Für viele, die ihm begegneten, mit ihm aßen und tranken, mit ihm redeten und ihm zuhörten, begann dann ebenfalls ein neuer Lebensabschnitt. Sie waren befreit von dem, was sie bisher belastet hatte. Sie fühlten sich auf eine eigene Weise verstanden, aber waren auch herausgefordert, nach seinen Worten zu leben.
Josua und die vielen Israeliten sind mit dem Beistand Gottes in eine neue Welt gezogen. Wunderbare weitere ermutigende Worte aus dem Josuabuch machen das ebenfalls deutlich, z.B. Sei getrost und unverzagt. … Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst. (Josua 1,9)
Und wir? Auch wir dürfen mit Gottes Beistand, den er uns in Jesus Christus ganz menschlich nahe gebracht hat, durchs Leben ziehen. Führen uns die Schritte nun in eine neue Arbeitsstelle, in ein neues Haus, zu einer uns unbekannten Tür oder zu einem Versöhnungsversuch. Wenn wir in Gottes Sinne gehen, ist seine Begleitung gewiss. Manchmal ist es ein kleiner Schritt für uns, aber trotzdem ein Riesensprung im eigenen Leben. Amen.
P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!
Gruß zum 2. Sonntag nach dem Christfest am 05.01.2025
von Pastorin Pfeifer
Liebe Gemeinde,
„Das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist“ (1. Joh 1,2), so heißt es in der Epistel für den heutigen Sonntag. Gott mitten in der Welt – Das Leben ist erschienen. Das Leben selbst in Gestalt eines neuen, zerbrechlichen, kleinen Lebens: Ein Säugling.
Der alte Simeon, der im Tempel so lange schon auf die Ankunft des Retters wartet, spürt: Das ist er. Das ist das Leben! Er selbst trägt das Leben auf seinem Arm – für einen beglückenden Moment. Seine Augen haben den Heiland gesehen. Nun kann er in Frieden sterben. (Lk 2,29f).
Simeon weiß von den Schrecken, die der jungen Familie noch bevorstehen und er erzählt von den seelischen Verletzungen, die sie erleiden werden. Aber er segnet sie auch. Das alles muss geschehen – für die Menschen, für das Leben.
Will Gott das Leid? Gehört es zu seinem Plan? Von verschiedenen Gemeindemitgliedern habe ich dies Weihnachten gehört, dass die Ereignisse in der Welt ihre Weihnachtfreude getrübt haben: Zerbombte Wohn- und Krankenhäuser in der Ukraine und im Gaza. Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde der Hamas. Mehr als 3000 nordkoreanische Söldner im Krieg Russlands gegen die Ukraine schwer verletzt und gestorben, weil sie mit mangelhafter Ausrüstung an die Front geschickt worden. Kanonenfutter. Und auch ganz nah: Das Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Es ist entsetzlich, was Menschen einander antun. Wo ist der Frieden auf Erden, von dem die Engel den Hirten auf dem Feld gesungen haben? Gott selbst – das Leben - mit all seiner Herrlichkeit, soll die Welt erlöst haben? Wo wird das denn sichtbar?
Der Evangelist Matthäus berichtet in unserem heutigen Predigttext auch von einer schrecklichen Gewalttat:
„Als die Sterndeuter aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.
Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten und blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Hos 11,1): »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.«
Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Knaben in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte. Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht (Jer 31,15): »In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.«“
Bis heute gedenkt man am 28.12., dem Tag der unschuldigen Kinder, der Opfer dieser grausamen Tat. Warum hat Gott das geschehen lassen? Warum hat er nur Josef im Traum gewarnt, nur sein Kind in Sicherheit gebracht, obwohl er seine Engel doch gerade vom Frieden für alle Menschen singen lassen hatte?
Der Evangelist Matthäus hätte vielleicht geantwortet: Weil das Kind seine Aufgabe noch nicht erfüllt hatte. Gott hat einen Plan für diese Welt, der mit der Grausamkeit und Brutalität der Menschen rechnet und seine geliebten Geschöpfe dennoch nicht aufgibt. Vielmehr setzt Gott sich selbst ihrem Hass und ihrer Gewalt aus. Am Ende stirbt er den Verbrechertod am Kreuz. Das Leben - von der Welt getötet – besiegt den Tod.
Aber bis dahin muss noch einiges geschehen. Unter anderem auch dies: Joseph, Marias Mann, muss seinen Träumen vertrauen. Muss glauben, dass das Kind Gottes Sohn ist, muss Verantwortung für das Kind übernehmen und Gott, der sich ihm nun so schutzlos anvertraut, beschützen. Muss das Kind in Sicherheit bringen, damit es groß werden und die Menschen durch seine Worte und Taten zu Glaube, Hoffnung, Liebe und Frieden anstiften kann.
Kann Gott nicht eingreifen? Will er nicht? Vielleicht muss es so sein, dass Gott die Zukunft des Lebens in dieser Welt in unsere Hände legt. Dass wir unseren Träumen und Hoffnungen vertrauen und uns auf den Weg in eine ungewisse Zukunft machen allein im Glauben an Gottes Wort, die Verheißung der Engel, die am Ende doch wahr werden soll: Frieden auf Erden – Grund zur Freude für alle Menschen.
So kurz nach der Geburt ist das Leben noch besonders schwach und schutzbedürftig, muss auf dem Arm getragen werden, einen weiten Weg lang ganz bis nach Ägypten, weil es in Bethlehem nicht mehr sicher ist. Weil Menschen es auslöschen wollen. Ich denke an das Friedenslicht, das in diesem Jahr wegen des Krieges im Nahen Osten nicht zu Weihnachten aus Bethlehem bis hier nach Preetz getragen werden konnten. Es kam aus Österreich, wo die Pfadfinder es das Jahr über eingelagert und beschützt hatten.
Gott will das Leid nicht, davon bin ich überzeugt. Gott will nicht die Grausamkeiten, die Menschen einander antun, wollte auch nicht das, was Herodes den unschuldigen Kindern damals angetan hat. Gott weint mit Rahel um diese Kinder und um die Kinder, die heute im Mittelmehr ertrinken, um die nordkoreanischen Soldaten und die verschleppten Israelis. Und er wusste sich keinen anderen Rat, als sich alldem selbst auszusetzen.
„Er äußert sich all seiner G´walt, wird niedrig und gering und nimmt an eines Knechts Gestalt, der Schöpfer aller Ding“ (EG 27.3), so heißt es in einem Weihnachtslied.
Diese Welt ist ein Ort, an dem das Leben immer noch unendlich zerbrechlich und schutzbedürftig ist und wir uns immer wieder ohnmächtig fühlen, wenn vor unseren Augen mutwillig Leben zerstört statt behutsam auf den Armen getragen wird oder wir sogar spüren, dass wir zumindest indirekt daran beteiligt sind, dass andere leiden.
Aber diese Welt ist auch ein Ort, an dem wir immer wieder Gelegenheit bekommen, für das Leben einzutreten und es zu bewahren, es schützend im Arm zu halten, wie Simeon zu segnen, wie Josef den eigenen Träumen zu trauen und Verantwortung zu übernehmen.
Diese Welt ist ein Ort, an dem wir uns dem Leben schenken dürfen, das sich an Weihnachten uns geschenkt hat.
Ihre und Eure Pastorin Ute Parra
P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!
Gruß zum 1. Sonntag nach dem Christfest am 29.12.2024
von Pastorin Parra
Liebe Gemeinde,
„Das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist“ (1. Joh 1,2), so heißt es in der Epistel für den heutigen Sonntag. Gott mitten in der Welt – Das Leben ist erschienen. Das Leben selbst in Gestalt eines neuen, zerbrechlichen, kleinen Lebens: Ein Säugling.
Der alte Simeon, der im Tempel so lange schon auf die Ankunft des Retters wartet, spürt: Das ist er. Das ist das Leben! Er selbst trägt das Leben auf seinem Arm – für einen beglückenden Moment. Seine Augen haben den Heiland gesehen. Nun kann er in Frieden sterben. (Lk 2,29f).
Simeon weiß von den Schrecken, die der jungen Familie noch bevorstehen und er erzählt von den seelischen Verletzungen, die sie erleiden werden. Aber er segnet sie auch. Das alles muss geschehen – für die Menschen, für das Leben.
Will Gott das Leid? Gehört es zu seinem Plan? Von verschiedenen Gemeindemitgliedern habe ich dies Weihnachten gehört, dass die Ereignisse in der Welt ihre Weihnachtfreude getrübt haben: Zerbombte Wohn- und Krankenhäuser in der Ukraine und im Gaza. Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde der Hamas. Mehr als 3000 nordkoreanische Söldner im Krieg Russlands gegen die Ukraine schwer verletzt und gestorben, weil sie mit mangelhafter Ausrüstung an die Front geschickt worden. Kanonenfutter. Und auch ganz nah: Das Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Es ist entsetzlich, was Menschen einander antun. Wo ist der Frieden auf Erden, von dem die Engel den Hirten auf dem Feld gesungen haben? Gott selbst – das Leben - mit all seiner Herrlichkeit, soll die Welt erlöst haben? Wo wird das denn sichtbar?
Der Evangelist Matthäus berichtet in unserem heutigen Predigttext auch von einer schrecklichen Gewalttat:
„Als die Sterndeuter aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.
Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten und blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Hos 11,1): »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.«
Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Knaben in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte. Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht (Jer 31,15): »In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.«“
Bis heute gedenkt man am 28.12., dem Tag der unschuldigen Kinder, der Opfer dieser grausamen Tat. Warum hat Gott das geschehen lassen? Warum hat er nur Josef im Traum gewarnt, nur sein Kind in Sicherheit gebracht, obwohl er seine Engel doch gerade vom Frieden für alle Menschen singen lassen hatte?
Der Evangelist Matthäus hätte vielleicht geantwortet: Weil das Kind seine Aufgabe noch nicht erfüllt hatte. Gott hat einen Plan für diese Welt, der mit der Grausamkeit und Brutalität der Menschen rechnet und seine geliebten Geschöpfe dennoch nicht aufgibt. Vielmehr setzt Gott sich selbst ihrem Hass und ihrer Gewalt aus. Am Ende stirbt er den Verbrechertod am Kreuz. Das Leben - von der Welt getötet – besiegt den Tod.
Aber bis dahin muss noch einiges geschehen. Unter anderem auch dies: Joseph, Marias Mann, muss seinen Träumen vertrauen. Muss glauben, dass das Kind Gottes Sohn ist, muss Verantwortung für das Kind übernehmen und Gott, der sich ihm nun so schutzlos anvertraut, beschützen. Muss das Kind in Sicherheit bringen, damit es groß werden und die Menschen durch seine Worte und Taten zu Glaube, Hoffnung, Liebe und Frieden anstiften kann.
Kann Gott nicht eingreifen? Will er nicht? Vielleicht muss es so sein, dass Gott die Zukunft des Lebens in dieser Welt in unsere Hände legt. Dass wir unseren Träumen und Hoffnungen vertrauen und uns auf den Weg in eine ungewisse Zukunft machen allein im Glauben an Gottes Wort, die Verheißung der Engel, die am Ende doch wahr werden soll: Frieden auf Erden – Grund zur Freude für alle Menschen.
So kurz nach der Geburt ist das Leben noch besonders schwach und schutzbedürftig, muss auf dem Arm getragen werden, einen weiten Weg lang ganz bis nach Ägypten, weil es in Bethlehem nicht mehr sicher ist. Weil Menschen es auslöschen wollen. Ich denke an das Friedenslicht, das in diesem Jahr wegen des Krieges im Nahen Osten nicht zu Weihnachten aus Bethlehem bis hier nach Preetz getragen werden konnten. Es kam aus Österreich, wo die Pfadfinder es das Jahr über eingelagert und beschützt hatten.
Gott will das Leid nicht, davon bin ich überzeugt. Gott will nicht die Grausamkeiten, die Menschen einander antun, wollte auch nicht das, was Herodes den unschuldigen Kindern damals angetan hat. Gott weint mit Rahel um diese Kinder und um die Kinder, die heute im Mittelmehr ertrinken, um die nordkoreanischen Soldaten und die verschleppten Israelis. Und er wusste sich keinen anderen Rat, als sich alldem selbst auszusetzen.
„Er äußert sich all seiner G´walt, wird niedrig und gering und nimmt an eines Knechts Gestalt, der Schöpfer aller Ding“ (EG 27.3), so heißt es in einem Weihnachtslied.
Diese Welt ist ein Ort, an dem das Leben immer noch unendlich zerbrechlich und schutzbedürftig ist und wir uns immer wieder ohnmächtig fühlen, wenn vor unseren Augen mutwillig Leben zerstört statt behutsam auf den Armen getragen wird oder wir sogar spüren, dass wir zumindest indirekt daran beteiligt sind, dass andere leiden.
Aber diese Welt ist auch ein Ort, an dem wir immer wieder Gelegenheit bekommen, für das Leben einzutreten und es zu bewahren, es schützend im Arm zu halten, wie Simeon zu segnen, wie Josef den eigenen Träumen zu trauen und Verantwortung zu übernehmen.
Diese Welt ist ein Ort, an dem wir uns dem Leben schenken dürfen, das sich an Weihnachten uns geschenkt hat.
Ihre und Eure Pastorin Ute Parra
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Gruß zum 4. Advent am 22. Dezember 2024
von Pastorin Karopka
mit Maria sind wir heute auf dem Weg – mit dieser jungen Frau, auserwählt von Gott für eine große Aufgabe. Ein Engel Gottes war in ihr Leben getreten mit den Worten: »Sei gegrüßt, Maria! Der Herr ist mit dir! Er hat dich unter allen Frauen auserwählt. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Jesus soll er heißen. Er wird mächtig sein, und man wird ihn Sohn des Höchsten nennen. Gott, der Herr, wird ihm die Königsherrschaft seines Stammvaters David übergeben, und er wird die Nachkommen von Jakob für immer regieren.“
Bald danach machte sich Maria auf den Weg ins Bergland von Judäa und eilte so schnell wie möglich in die Stadt, in der Elisabeth und ihr Mann Zacharias wohnten. Sie betrat das Haus und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth Marias Stimme hörte, bewegte sich das Kind lebhaft in ihr. Da wurde sie mit dem Heiligen Geist erfüllt und rief laut: »Dich hat Gott gesegnet, mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist das Kind, das in dir heranwächst! Womit habe ich verdient, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn kaum hörte ich deine Stimme, da hüpfte das Kind in mir vor Freude. Wie glücklich kannst du dich schätzen, weil du geglaubt hast! Was der Herr dir angekündigt hat, wird geschehen.«
Da begann Maria, Gott zu loben: »Von ganzem Herzen preise ich den Herrn. Ich freue mich über Gott, meinen Retter. Mir, seiner Dienerin, hat er Beachtung geschenkt, und das, obwohl ich gering und unbedeutend bin. Von jetzt an und zu allen Zeiten wird man mich glücklich preisen, denn Gott hat große Dinge an mir getan, er, der mächtig und heilig ist! Seine Barmherzigkeit bleibt für immer und ewig, sie gilt allen Menschen, die in Ehrfurcht vor ihm leben. Er streckt seinen starken Arm aus und fegt die Hochmütigen mit ihren stolzen Plänen hinweg. Er stürzt Herrscher von ihrem Thron, Unterdrückte aber richtet er auf. Die Hungrigen beschenkt er mit Gütern, und die Reichen schickt er mit leeren Händen weg. Seine Barmherzigkeit hat er uns, seinen Dienern, zugesagt, ja, er wird seinem Volk Israel helfen. Er hat es unseren Vorfahren versprochen, Abraham und seinen Nachkommen hat er es für immer zugesagt.« Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabeth und kehrte dann nach Hause zurück.
Was für wunderbare Botschaften hören wir in diesem Text! Als Maria zu der schwangeren Elisabeth kommt, bewegt sich das Kind lebhaft in ihrem Körper. Schöner und poetischer lässt sich nicht sagen, dass Jesus mit seiner Botschaft die Menschen in Bewegung bringen wird! Noch ist er nicht geboren, aber schon jetzt wird durch Maria diese Zukunft ausgestrahlt. Und Elisabeth, die Johannes den Täufer zur Welt bringen wird und in jenem Moment vom Heiligen Geist erfüllt wurde, preist ihre schwangere Cousine, weil diese »die Mutter des Herrn« ist. Maria nimmt es im Glauben an und lässt sich segnen.
Dann beginnt Maria ihren Lobgesang. Von ganzem Herzen preise ich den Herrn. Ich freue mich über Gott, meinen Retter. Mir, seiner Dienerin, hat er Beachtung geschenkt. Sie fühlt sich von Gott gesehen – das lässt ihr Herz weit werden. Magnificat – so heißen diese biblischen Zeilen in der Tradition. Durch die Zeiten hinweg gebetet und gesungen. Ein Klang der Leichtigkeit, ein Klang, der uns verspricht – bei Gott ist vieles möglich. Ein Klang der Freude, der Maria bei allem, was kommt, begleiten wird und uns die Tür zum Weihnachtsfest öffnet.
Seine Barmherzigkeit bleibt für immer und ewig, sie gilt allen Menschen, die in Ehrfurcht vor ihm leben. Das jubelt Maria heraus – bald wird sie mitbekommen, dass sie ihr Kind teilen muss mit vielen anderen. Bald wird sie merken, dass sie ihren Sohn viel früher als andere Mütter loslassen muss, weil Gott mit ihm Großes vorhat. Schon mit 12 Jahren wird Jesus mit anderen Rabbinern im Tempel diskutieren und nicht mehr mit seinen Eltern mitgehen. Später gibt er anderen eine Heimat und einen Neuanfang, neben seiner leiblichen Familie werden viele andere seine Familie sein.
Ja, Maria ist gesegnet mit einer großen Aufgabe, die aber auch mit einer Auf-gabe verbunden ist. Schon gleich nach der Geburt merkt sie durch die Hirten und Weisen, die sich zu ihr auf den Weg gemacht haben, dass für sie als Mutter Jesu alles anders sein wird als bei anderen.
Und trotzdem – sie hält an ihrem Lob fest – und jubelt weiter: Gott hat große Dinge an mir getan, er, der mächtig und heilig ist!
Er stürzt Herrscher von ihrem Thron, Unterdrückte aber richtet er auf. Die Hungrigen beschenkt er mit Gütern, und die Reichen schickt er mit leeren Händen weg.
Der Lobgesang der Maria wird damit zu einem »Gegen-Bild« von dem, was wir erleben. Der Text malt eine bildhafte Vision und bringt Kritik an den Machtstrukturen der Gesellschaft zur Sprache. Wir selbst werden herausgefordert, uns Gedanken zu machen, wie Leben und auch Macht gestaltet werden können, die sich auch an den Ärmsten der Armen, an den Kleinsten der Kleinen orientiert.
Oft wünsche ich mir, dass ich schon heute mehr sehe von diesem ausgestreckten Arm Gottes, von seiner Möglichkeit, Herrschende vom Thron zu stürzen, die nur Spuren von Leid und Vernichtung hinterlassen. In meinen Gebeten wird aus diesen Bitten fast eine Forderung – es könnte noch mehr geschehen zum Heil von Menschen, manchmal aber kommt doch mitten in meine Erwartung hinein schon Gottes Schein.
In der Advents – und Weihnachtszeit ist unsere Sehnsucht nach einer heilen Welt besonders stark. Sie wird in die Zimmer und auf die Straßen mit all den Lichtern, Engelchen, mit unseren Liedern und Feiern geholt. Sehnsucht nach Heil. Das kannte auch Maria.
Sie hatte alles andere als ein einfaches Leben, die Geburt im Stall steht symbolisch dafür. Aber sie hat ihr Vertrauen in Gottes Wirken nicht verloren – und steckt uns mit ihrem Jubel, mit ihrer Dankbarkeit, mit ihrer Hoffnung bis heute an. Amen.
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Gruß zum 3. Advent 2024 am 15.12.2024
von Propst Faehling
Liebe Gemeinde,
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn, Jesus Christus. Amen.
3. Advent, unsere kindliche Seele freut sich vielleicht schon darauf, dass in neun Tagen Weihnachten wird?!
Ein Fest, dass immer wieder einen großen Zauber entfaltet. Ja, ich weiß, sofort fallen uns auch Stress und Kommerz ein; in der vergangenen Woche beklagte wieder eine Mutter, dass sie ihre Familie nicht von Gänsebraten und Rotkohl abbringen kann und wieviel Zeit das am Herd für sie bedeutet.
Und natürlich weiß ich um die Brüchigkeit der Festtagsstimmung und die oft unerfüllbar hohen Erwartungen.
Und doch, wenn wir mal die kleinen Geschichten auf dem Weg anschauen, finden wir kleine schön geschmückte Geschäfte, freundliche Gesten; wie mir jemand, ohne den Namen zu hinterlassen, einen Adventsgruß an die Tür hängt. Verabredungen zum Bummel, einen leckeren Glühwein, ein Adventsmarkt, den wir jedes Jahr besuchen – alles freundliche Stationen auf dem Weg.
Dazu vielleicht ein Adventskalender in der Küche und ein Adventskranz, liebevoll geschmückt. Kleine Bewegungen, kleine Gesten. Und dabei, auch wenn es kalt und regnerisch ist, das sichere Wissen, in sieben Tagen werden die Tage langsam wieder länger und heller, und der nächste Frühling kommt bestimmt.
Advent, Ankunft, gemischte Geühle. Und Warten, noch nicht am Ziel sein – das alles braucht Geduld.
Von Geduld unter besonderen Bedingungen erzählt heute der Predigttext.
Hören wir einmal zu, was Paulus damals an die Menschen in Rom aufschrieb zu Geduld und ihren möglichen guten Ausblick:
Röm 15, 4-13
4Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben. 5Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, wie es Christus Jesus entspricht, 6damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.
7Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre. … 13Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Geduld höre ich hier wie eine Art Zugangscode zur Hoffnung. Diese Bibelstelle erzählt uns, wie Freude und Frieden im Glauben wachsen und eine sich anreichende Hoffnung aufkommt. Gottes Geist, sein sogenannter Heiliger Geist bewirkt das.
Mit Geduld beginnt es, in Lebensmut mündet es.
Das klingt harmlos. Fast könnte man zur Tagesordnung übergehen und sagen: Gute Nachricht, aber eher für Insider, nicht Welt-bewegend.
Und doch sind aber so viele Menschen jeden Tag beschäftigt und beunruhigt und fragen nach genau solchen guten Nachrichten. Wir leben in einer Zeit, in der sich Krise an Krise reiht.
Ja, dann gibt es die frohe Nachricht vom Ende des Assad-Regimes mit seinen schrecklichen Folterkellern. Aber ohne recht auf die Freude der Menschen überall auf der Welt einzugehen, legt sich sofort der kurze deutsche Wahlkampf quer über dieses Thema und vereinnahmt es für sich und für den Überbietungswettkampf, wer möglichst schnell möglichst viele Ausländer zur Ausreise bewegt – in diesem Fall syrische Menschen, von denen sich viele so hervorragend in unsere Gesellschaft einbringen als Handwerker, Pflegende und Ärzte.
Und neben diesem Thema bewegen uns jeden Tag in den Nachrichten der dritte Kriegswinter in der Ukraine, der Kampf zwischen Israel und seinen Anrainern, die Krise der deutschen Auto- und Maschinenbauer, das ungelöste Klimathema und ganz bisschen auch, dass die Kieler Fußball-Störche nicht gewinnen können.
Aber den kleinen Spaß schnell wieder beiseite: Advent, Geduld, Freude, Hoffnung, die sich auf biblische Zusagen beruft, haben in dieser Zeit eine sehr leise Stimme. Sie sind wie das Nischenprogramm derer, die schon überzeugt sind.
Dabei war hier einmal der Gedanke des Trostes groß und grundsätzlich verankert. Gott ist im Ursprung nicht das Kulturprogramm einer Minderheit, sondern trägt in sich die Idee eines weltrettenden Gedanken.
Was aber sind am Advent und der Geduld, von der Paulus spricht, weltrettend?
Ich denke, weltrettend ist tatsächlich die Idee einer Wahrheit, die außerhalb menschlichen Zugriffs in völliger Zugewandtheit zu den Menschen da ist. In Gott liegt verborgen und doch für jede und jeden erreichbar etwas, das uns erlösen kann.
Und so seltsam es klingt: Gerade in der Verborgenheit liegt die Wirkkraft. Es wirkt paradox, aber je größer ein Problem ist, das wir haben, umso weiter weg wohnt in der Regel der Mensch, der uns das lösen hilft. Mit Freunden leben wir. Rettung erwarten wir eher von Fremden. Dieses Prinzip kann man auch auf Gott übertragen. Unsere Welt ist zu klein, um Gott zu fassen. So hat er umgekehrt eine Größe, die unsere Probleme übersteigt.
Und den Zugang zu diesem Gott zu finden, braucht auch einen Weg, den wir zurücklegen; auf dem wir loslassen, uns selbst ein Stück verlassen, bereit sind, größer zu denken, bereit sind, uns für Fremdes zu öffnen.
Und es braucht Geduld.
Am Ende dieser Geduld könnten wir Halt finden, im Außen, im Fremden Halt - und sich daraus ergebend oft auch Haltung.
Menschen, die solche Wege wagen, können dabei reifen, in einen Modus des Findens nächster Schritte kommen, den Dingen des Lebens - insbesondere den schweren - gelassener begegnen.
Geduld, in den Kindheitstagen meist ein nicht so beliebtes Wort, bedeutet für uns erwachsene Menschen im Zusammenhang mit ruhigem Atem, Nachdenklichkeit, Umsichtigkeit und der Bereitschaft, länger zuzuhören und langsamer im Urteilen zu sein, in der Regel nicht nur ein klügeres Hinschauen, sondern auch eine intensivere Wahrnehmung des Lebens mit all seinen Möglichkeiten.
Am Ende des Tages werden die Probleme der Welt nicht kleiner, aber unsere Möglichkeiten des Umgangs werden größer, wir finden eher Trost, und unsere Hoffnung kann tragend und ansteckend werden.
Das uralt kindliche Sehnsucht nach Geborgenheit und Frieden findet einen erwachsenen, tragfähigen Halt an Gottes Zukunftsversprechen.
Das finde ich ein schönes Ziel. Amen.
P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!
Gruß zum 2. Advent am 08. Dezember 2024
von Pastorin Parra
Ich sehe oft um Mitternacht,
Wenn ich mein Werk getan
Und niemand mehr im Hause wacht,
Die Stern am Himmel an.
Lise kennt ein paar Sternbilder: Den großen Wagen, den Orion, Kassiopeia... Aber da sind noch viel, viel mehr Sterne, manchmal in Haufen, manchmal wie Perlenketten. Ein klares Leuchten von ganz weit her.
Sie gehn da hin und her zerstreut
Als Lämmer auf der Flur;
In Rudeln auch, und aufgereiht
Wie Perlen auf der Schnur
Und funkeln alle weit und breit,
Und funkeln rein und schön;
Ich seh die große Herrlichkeit,
Und kann mich satt nicht sehn…
Je länger Lise auf den Himmel schaut, desto mehr kleine Sterne erkennt sie zwischen denen, die sie am Anfang schon gesehen hat. Es ist, als ob der Himmel immer noch weiter wird. Als ob es sie hoch hinaus ins Offene zieht und alles Enge in diesem Augenblick von ihr abfällt. Ihr Herz wird ganz leicht und frei. All das Schwere und die lauten Gedanken sind nicht weg, aber es ist nun genug Raum für sie da, jeder Gedanke hat seinen Platz und muss sich nicht mehr vordrängeln.
Dann saget unterm Himmelszelt
Mein Herz mir in der Brust:
„Es gibt was Bessers in der Welt
Als all ihr Schmerz und Lust.“
Ich werf mich auf mein Lager hin
Und liege lange wach;
Und suche es in meinem Sinn
Und sehne mich darnach.
Es ist schon spät, als Lise einschläft und ein Stück von der Weite, die sie gespürt hat, mitnimmt in ihre Träume. Vielleicht träumt sie vom Sternhimmel, vielleicht auch in Bildern wie wir sie im Buch Jesaja lesen:
Wo das Land zur Wüste verdorrt war entspringen neue Quellen, plätschern, fließen – genug für alle.
Der Weg ist eben und gerade und niemand irrt umher, weil alle den Irrsinn abgelegt haben, der das Leben so schwer macht. In Frieden gehen sie dort: Mensch und Tier. Kein Schmerz und kein seufzen. Keine Angst und Enge – erlöst.
Lise guckt zur Zimmerdecke als erwarte sie, dass da noch ein paar Sterne übriggeblieben sind. Aber womöglich kam das Leuchten auch aus ihr selbst. Die Weite des Sternenhimmels ist ihr nah gekommen und nicht nur ihr.
Vielleicht kann sie ja heute Abend einmal mit Herrn Kreuzberg und Frau Haffner aus dem Fenster gucken, ob die da auch den einen oder anderen Stern entdecken. Und wenn es bewölkt sein sollte, dann erzählt sie von gestern Abend. Es ist noch viel Sternhimmel in ihr, den sie teilen kann.
Ihre und Eure Pastorin Ute Parra
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Gruß zum 1. Advent 2024 am 01.12.2024
von Pastorin Anke Pfeifer
Liebe Gemeinde,
O komm, o komm du Morgenstern, lass uns dich schauen, unsern Herrn. Vertreib das Dunkel unsrer Nacht durch deines klaren Lichtes Pracht. Freut euch, freut euch der Herr ist nah. Freut euch und singt Halleluja.
O komm, du Sohn aus Davids Stamm, du Friedensbringer Osterlamm, von Schuld und Knechtschaft mach uns frei und von des Bösen Tyrannei. Freut euch, freut euch, der Herr ist nah, freut euch und singt Halleluja.
Liebe Gemeinde, dieses Lied begleitet mich seit vielen Jahren im Advent. Das erste Mal habe ich von diesem Lied nur die Melodie auf einer Posaune gespielt gehört. Und das hat mich wirklich ergriffen. Die Melancholie dieser Melodie, mehr noch die Sehnsucht die darin erklingt, die aber trotzdem auch etwas Gewisses und sogar etwas Hoffnungsfrohes in sich hat. Jedenfalls klingt das so in meinen Ohren.
Und dann der Text dieses uralten Liedes aus der Mitte des 19.Jahrhunderts
So alt und trotzdem hat dieser Text immer noch nichts von seiner Aktualität verloren. Die innige Bitte: Vertreib das Dunkel unsrer Nacht, durch deines klaren lichtes Pracht, von Schuld und Knechtschaft mach uns frei und von des bösen Tyrannei. So viel Dunkel ringsherum ,immer noch und immer wieder. Wer von uns hätte gedacht, dass ein Despot wie Putin noch immer die Menschen in der Ukraine, aber auch russische Soldaten und ihre Angehörigen ins Unglück stürzt. Dass die Terroristen der Hamas, so viele Menschen überfallen, ermorden und verschleppen würden, sodass nun auch die palästinensische Bevölkerung unter Krieg und Zerstörung leidet. Wir wissen es längst, dass es durch Terror und Krieg immer und überall nur Verlierer gibt .Und trotzdem gibt es an vielen Orten immer wieder so viel Unrecht und Unterdrückung und Blutvergießen. So viele Menschen , die ihre Macht und ihren Einfluss missbrauchen und nicht zum Wohl ihrer Mitmenschen einsetzen. Und dabei auch ihre eigene Menschlichkeit verlieren.
In dieser Zeit erleben wir aber auch wieder die Hilflosigkeit und die Ratlosigkeit bei der Frage wie es überhaupt Gelingen könnte den Krieg mit all seinem Grauen und Unheil zu beenden. So viel Dunkel und Schuld , Knechtschaft und böse Tyrannei um uns herum und manchmal auch mitten unter uns.
Ein altes Sprichwort sagt Not lehrt beten. Manchmal besinnen wir Menschen uns tatsächlich besonders auf Gott, wenn wir mit unsrem eigenen Latein, mit unserem menschlichen Können und Machen am Ende sind. Wenn nichts mehr geht und wir keine Lösung haben und auch keinen Ausweg mehr sehen oder erkennen können.
Gut , wenn wir Menschen uns dann an Gott erinnern und wenigstens zaghaft oder auch nur ein bisschen auf Gott hoffen können. Wenn wir das Vertrauen auf Gott wieder entdecken und wiederfinden. Oder erst langsam und allmählich Vertrauen fassen.
Manchmal geschieht so etwas tatsächlich im Hören auf einen Text oder eine kleine Melodie, ein Lied, das uns an Gott erinnert und uns sogar ganz neu an ihn denken und auf ihn hoffen lässt. Das uns klar macht, dass da eben doch noch eine ganz andere und höhere Macht ist, an die wir uns wenden können. Die unser Dunkel erhellen will mit dem Licht ihrer Liebe. Und die uns in dem Kind in der Krippe an Weihnachten entgegen kommt und nah sein will, um uns Jahr um Jahr an die Liebe Gotte zu erinnern und uns auch dadurch neue Hoffnung und Zuversicht zu geben. Das Vertrauen, dass Gott uns auch in der größten Not nicht allein lässt. Das Vertrauen, dass wir von seiner Liebe und Güte umgeben gehalten und getragen sind., was auch immer geschieht. Und dass er will, dass allen Menschen geholfen wird .So wie das der erwachsene Jesus von Nazareth gelehrt und gezeigt hat. Und dass Gott will, dass Menschen in Frieden und Freundschaft und Gerechtigkeit miteinander leben. Daran soll uns das Kind in der Krippe immer wieder erinnern. Freut euch, freut euch der Herr ist nah. Freut euch und singt Halleluja. Ja wirklich, gelobt sie Gott, der uns entgegenkommt und in den Arm nimmt, wie ein guter Vater oder eine liebevolle Mutter, um uns zu trösten und uns zu tragen oder uns gelegentlich auch mal den Kopf zu waschen, damit wir wieder grade rücken, was uns daneben und schief gegangen ist.
Das Kind in der Krippe will uns aber auch dazu bringen, gerade das Kleine und Unscheinbare wertzuschätzen und wichtig zu nehmen. Gott kommt ja nicht mächtig und stark, sondern hilflos und klein in diese Welt, um unsere Herzen zu öffnen, sodass sie in dieser Zeit tatsächlich irgendwie weiter und wärmer werden und wir der Liebe Gottes auch wieder mehr Raum und Zeit in unsrem Leben geben.
Aber auch zu erleben, das diese Liebe dann auch in uns wirkt und weiterwirkt, sodass wir sie eben auch an andere Menschen weitergeben können. Und das muss dann auch gar nicht immer groß oder nach menschlichem Ermessen bedeutend sein. Das kann sogar ganz klein sein, wie ein kleines Lächeln, ein freundliches Wort oder ein verschmitzter Blick, der den Moment und den Tag irgendwie froher und heller macht.
Paulus schreibt: Wer den anderen liebt, der hat das Gesetz, die Gebote, den Willen Gottes erfüllt. Und so fasst Paulus denn auch die Gebote der Nächstenliebe in einem Satz zusammen: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Den anderen , wie dich selber lieben und wertschätzen.
Beides gehört wahrscheinlich zusammen, wenn wir es untereinander und miteinander gut haben wollen. Da geht es nicht um Selbstverleugnung oder Selbstaufgabe, auch nicht darum die eignen Bedürfnisse und Wünsche außer Acht zu lasen. Wir dürfen offen sagen, was uns wichtig ist, was für uns geht und auch nicht geht und dazu stehen. Aber es geht eben auch darum, den anderen, seine Wünsche und Bedürfnisse ganz genauso wahr-und wichtig zu nehmen , manches dann auch so das möglich ist ,zu erfüllen; das Wünschen und Wollen aber auch immer in einen guten Ausgleich zu bringen , um dann gemeinsam einen guten Weg miteinander zu gehen. In dieser Zeit finde ich besonders schön, dass das Wünschen plötzlich wieder wichtig ist. Dass wir die anderen wieder nach ihren Wünschen fragen- selbst wenn dann solche Sachen wie das neuste Computerspiel, eine Playstation oder ein Plüscheinhorn dabei herauskommen. Es ist doch wunderbar, dass wir uns tatsächlich viel Mühe geben anderen Menschen eine Freude zu machen .Und ihnen damit gleichzeitig zu zeigen, wie gern wir sie haben und wie wichtig sie für uns sind. Und manchmal sind es dann ja auch ganz andere Wünsche, die dann nach und nach deutlich werden, wenn wir uns daran machen unseren eigenen Wünschen und den Wünschen unserer Lieben auf die Spur zu kommen. Wenn wir plötzlich merken und darauf aufmerksam werden, was ihm oder ihr wirklich wichtig ist und Freude macht; ein langer Spaziergang am Ostseestrand, ein Abend zu zweit oder auch eine heiße Suppe, Ruhe und Zeit, um mit einem guten Buch auf dem Sofa zu liegen, zusammen zu spielen oder im Garten ein Feuer zu machen, ein gutes Gespräch zu führen, das anregt und inspiriert oder auch nur still und ganz für sich allein eine Kerze zu entzünden. All das mag klein und unscheinbar wirken, aber das ist eben auch Balsam für die Seele. Und wir haben einen Gott, der auch das Kleine und Unscheinbare schätzt und wichtig nimmt. Und der uns auch dadurch die Kraft gibt dann auch die anstrengenden Seiten unserer Mitmenschen, wenn das möglich ist auszuhalten, aber auch Probleme anzugehen und nach Möglichkeit zu lösen. Lieben ist allerdings gar nicht so einfach, erst recht nicht wenn uns unsere Mitmenschen und sogar unsere allerliebsten Menschen manchmal ganz gehörig auf die Nerven gehen. Da kann einem schon mal der Kragen platzen. Und manchmal tut das sogar ganz gut, weil das dann auch die Kraft hat die dicke Luft zu reinigen .Lieben ist bestimmt nicht immer leicht und kann mitunter sogar ganz schön anstrengend sein. Dabei hat Liebe so unendlich viele Facetten und Gesichter, lieben kann bedeuten sich in Geduld zu üben und dann dieselbe Geschichte auch das 100. Mal zu hören oder schon wieder mal auf den anderen zu warten. Lieben kann aber auch bedeuten handfeste Hilfe zu leisten, die alten Eltern zu pflegen und zu betreuen oder der alten Nachbarin die Einkäufe zu machen. Lieben kann bedeuten sogar noch nach einem langen Arbeitstag die Vokabeln abzufragen
Oder eben auch für die Gemeinschaft und die Gemeinde Tische und Stühle zu rücken oder das Essen vorzubereiten. Liebe hat unendlich viele unterschiedliche Gesichter. Und bei dem Satz: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst ist ganz bestimmt die eigene Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft aber auch Hilfe in Wort und Tat gefragt –so gut wir das eben können.
Liebe Gemeinde, Liebe und auch der Frieden fängt tatsächlich ganz klein, im eigenen Herzen und Haus an. Wo immer sind können wir uns tatsächlich in der Liebe üben. Wir müssen dabei gar nicht alles schaffen und können, aber kleine Schritte sind eben wichtig und auch gefragt. Mit Gottes Hilfe wird es uns dann in der Gemeinschaft der Völker auch gelingen Frieden zu stiften, zu schaffen und in die Welt zu bringen. Und wir können Gott immer wieder und auch alle miteinander darum bitten.
O komm, o komm du heller Morgenstern, lass dich schauen, unsern Herrn, Vertreib das Dunkel unsrer Nacht durch deines klaren Lichtes Pracht, Von Schuld und Knechtschaft mach uns frei und von des Bösen Tyrannei.
Und vielleicht können wir dann auch jetzt und hier oder zumindest irgendwann auch mit einstimmen in das freudige Lob unseres Gottes: Freut euch, freut euch, der Herr ist nah. Freut euch und singt Halleluja.
Amen
P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit!