Gruß zum Sonntag -

 

Gruß zum Sonntag Exaudi am 12. Mai 2024
von Pastorin Parra

 

Liebe Gemeinde,

heute ist Muttertag. Das ist ja eigentlich kein kirchlicher Feiertag, aber warum sollten wir eine Gelegenheit, die Liebe zu feiern, auslassen? Im Konfirmationsgottesdienst morgens in der Stadtkirche danken die Konfirmandinnen und Konfirmanden ihren Eltern für all das Gute, das sie durch sie erfahren durften. Das ist ihnen ein ganz großes Bedürfnis. Und indem sie das tun, wird für sie selbst noch einmal deutlich, was sie so dankbar macht: Dass da Menschen waren, die sie genährt und getröstet haben, auf den Hüften getragen und auf den Knien geschaukelt. Menschen, die ihnen Raum zum Wachsen und Aufblühen gegeben haben.

Indem sie ihren Eltern dafür danken, weitet sich ihr Blick. Dass ihre Eltern da sind und sie lieben, dass sie in Frieden und behütet, sicher und inmitten einer wundervollen Natur hier in Preetz aufwachsen dürfen - das alles ist nicht selbstverständlich. Irgendwo kommt das alles her.

Auch viele von diesen jungen Menschen haben schon Schicksalsschläge erlebt und Grenzen menschlicher Liebe kennen gelernt. Heute stellen sie sich unter den Segen der grenzenlosen Liebe, die uns zufließt wie ein rauschender Strom.

Der Prophet Tritojesaja benutzt das Bild der Mutterliebe für seine Heilsverheißung an die, die in den Trümmern des zerstörten Jerusalems leben und nicht wissen, ob es ihnen jemals gelingen wird, diese Stadt wieder aufzubauen:

Freut euch mit Jerusalem
und jubelt über die Stadt,
alle, die ihr sie liebt!
Seid fröhlich über sie,
alle, die ihr über sie getrauert habt!
Trinkt euch satt an ihrer Brust
und lasst euch trösten!
Saugt an ihrer Mutterbrust
und genießt ihren Reichtum!
Denn so spricht der Herr:
Ich werde Jerusalem Frieden geben,
der sich ausbreitet wie ein Fluss.
Der Reichtum der Völker fließt der Stadt zu
wie ein rauschender Strom.
Auch ihr werdet ihn genießen.
Wie ein Kind werdet ihr auf der Hüfte getragen
und auf den Knien geschaukelt.
Ich will euch trösten,
wie eine Mutter ihr Kind tröstet…
Ihr werdet aufblühen wie frisches Gras.“
(Jes 66,10-14a)

Den Anblick frischen, maigrünen Grases können wir alle in diesen Tagen genießen (und hoffentlich wird die Freude darüber nicht gleich wieder durch den Gedanken ans Rasenmähen getrübt). Das Knospen und Sprießen belebt die Jungen, die sich Sorgen um die Zukunft machen ebenso wie die Alten, die sich noch an ein Leben in Trümmern erinnern. Auch für sie ist Muttertag. Auch wenn ihre Eltern schon lange nicht mehr auf dieser Welt sind und Kinder und Enkel weit weg wohnen.

Für jedes Lebensalter gilt: Sich an die Anfänge des eigenen Lebens zu erinnern und denen dankbar zu sein, die uns wie zarte Pflänzchen mit ihrer Liebe genährt und getröstet haben macht Hoffnung. Da muss eine Quelle sein, aus der die Liebe fließt und sich ausbreitet: Stark, nährend, tröstend.

Die anderen Erfahrungen gibt es auch: Gewalt und Missbrauch, Krieg und Trümmer, ausgedorrter Boden. Aber mitten dazwischen sprudelt und rauscht es und maigrüne Halme sprießen. Manchmal muss man zweimal hinhören und hinsehen, aber es lohnt sich, denn es ist genug in dieser Quelle, dass alle sich daran satttrinken können. Alle dürfen sich trösten lassen und aufblühen wie frisches Gras um Gottes Liebe mit anderen zu teilen so wie eine Mutter ihr Kind damit nährt.

Einen gesegneten Muttertag!                      Ihre Pastorin Ute Parra

 

P.S.: Herzliche Einladung an alle zum Muttertagsgottesdienst heute um 15.00 ins Bugenhagenhaus.

 

P.S. Hier steht der Gruß zum Sonntag als PDF zum Download bereit! 


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